Wie wird ein Vogel bestimmt?

Die Vogelbeobachtung ist eines der am schnellsten wachsenden Hobbys überhaupt und erfreut sich sowohl bei Jung und Alt größter Beliebtheit. Es birgt viel Freude und kann eine willkommene Abwechslung zum Alltagsstress darstellen. Die Vogelbeobachtung bedeutet, viel Zeit in der Natur zu verbringen und natürlich wunderschöne Vögel zu sehen und mehr über sie in Erfahrung zu bringen. Und das ist jede Menge! Von der Ernährungsweise über die Fortpflanzung bis hin zum Gesang und Wanderbewegungen. Doch der allererste Schritt jeder Vogelbeobachtung besteht darin, die Vögel in unserem Umfeld zu bestimmen. Die Schönheit der Vogelbestimmung liegt in ihrer Einfachheit. Mit einem Fernglas und einem Vogelbuch ausgestattet kann es schon direkt losgehen.

Vogelbeobachter

Es mag zunächst nach einem schwierigen Unterfangen aussehen, Vögel zu bestimmen. Immerhin gibt es über 10.000 Vogelarten auf der Welt. Doch keine Sorge! Beginnen Sie einfach mit den Ihnen vertrauten Arten. Denken Sie darüber nach, wie viele der Vogelarten aus Ihrer Umgebung Sie kennen und vor allem woran Sie diese Vögel erkennen. Vermutlich liegt das an der Größe, Form und Farbe, nicht wahr? Nehmen wir einmal den Rotkardinal als Beispiel. Seine mittlere Größe, der lange Schwanz, der Kamm und die helle rote Farbe sind einmalig. In einigen Fällen kann auch der Standort oder das Verhalten entscheidend sein. Womöglich sehen Sie, wie ein Vogel im Wasser schwimmt. Sie gehen zunächst von einer Ente aus. Ein fliegender Vogel könnte eine Schwalbe sein. Genauso wie ein am Baum kletternder Vogel ein Specht sein könnte. Genau genommen nutzen Vogelbeobachter viele dieser Hinweise zur Bestimmung der Vogelart.

Ein männlicher Rotkardinal

Lassen Sie uns mit der Größe beginnen. Wenn Sie einen Vogel zum ersten Mal sehen und ihn bestimmen möchten, überlegen Sie zunächst, welche Vögel Sie kennen, die eine ähnliche Größe haben. Ist der Vogel so groß wie ein Spatz? Eine Drossel? Eine Krähe? Oder gar so groß wie eine Gans? Bei der Größe sprechen wir von der gesamten Körpergröße von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende. Stellen Sie sich Ihnen bekannte Vögel und deren Größen vor Ihrem geistigen Auge vor und überlegen Sie, welche Vögel in etwa die gleiche Größe haben. Bedenken Sie, dass die Einschätzung der Größe nicht immer leicht ist.

Der Größenvergleich ist einfacher, wenn Vögel direkt nebeneinander stehen

Denken Sie nun an die Form. Vögel können unglaublich vielschichtig sein. Besonders in Sachen Beine, Füße, Flügel, Schwanz, Hals und Schnabel sind große Unterschiede feststellbar. Die Form des Schnabels geht oft mit der Ernährungsweise einher. Frisst ein Vogel beispielsweise Nektar, hat er in der Regel einen länglichen, dünnen Schnabel (z. B. Kolibri). Vögel, die sich stattdessen von Nüssen ernähren, haben stärkere und dickere Schnäbel (z. B. Kernbeißer). Raubvögel haben einen hakenförmigen Schnabel, um Beutetiere aufreißen zu können (z. B. Falken). Es gibt sogar ganz spezifische Schnabelformen wie die des Flamingos, die sich zum Filtern eignen. Oder die der Löffelente zum Sieben. Oder wie wäre es mit dem Kreuzschnabel, der mit seinem besonders geformten Schnabel Körner aus Tannenzapfen pickt. Achten Sie bei der Vogelbestimmung daher immer auf die Schnabelform.

Kanadaschnepfe mit ihrem langen Schnabel

Der Hals, die Beine und die Füße der Vögel bieten einen Anhaltspunkt, wo sie leben oder was sie fressen. Wasservögel haben oft lange Beine, damit sie besser waten können. Vögel, die sich von Fischen oder Fröschen ernähren, haben nicht selten einen langen Hals, um ihren Schnabel ruckartig nach vorn ausfahren und so ihre Beute fangen zu können. Raubvögel hingegen haben starke Beine und Füße mit scharfen Krallen, um Beutetiere zu fassen und zu töten. Schwimmende oder tauchende Vögel wie beispielsweise Enten oder Kormorane haben Schwimmhäute, um sich im Besser schneller bewegen zu können. Zur Bestimmung des Vogels ist die Länge der Beine und des Halses sowie die Art der Füße von großer Bedeutung.

Der Schmuckreiher hat einen langen Hals und lange Beine

Die Flügel und der Schwanz sind funktional und ermöglichen mit Ausnahme einiger weniger Vögel, zu fliegen. Die Form der Vögel und des Schwanzes gibt an, wie ein Vogel fliegt und kann in einigen Fällen auch zur Vogelbestimmung herangezogen werden. Nehmen wir uns Raubvögel als Beispiel. Adler haben lange, breite Flügel, damit sie dank der Thermik besser segeln können. Einige Sperber haben besonders kurze Flüge und längere Schwänze, um besonders schnelle Richtungsänderungen vornehmen zu können. Falken haben spitzere Flügel. Achten Sie bei der Vogelbestimmung immer auf die Länge, Breite und Form der Flügel. Einige Vögel haben auch einen langen Schwanz, der nur der Ästhetik dient.

Die Form der Flügel und des Schwanzes helfen bei der Bestimmung

Achten Sie als nächstes auf die Farben. Die Vogelwelt umfasst jede Menge Farben, die auch die Schönheit der Vogelbeobachtung ausmachen. Einige Vögel nutzen die Farben für die Partnersuche, während andere sich mit Tarnfarben zu verstecken wissen. Bei der Vogelbeobachtung kommt es nicht nur auf die Farbe an sich an, sondern auch an welchen Körperteilen die Farben auftreten. Viele der Körperstellen sind leicht zu erkennen (z. B. Kopf, Rücken, Flügel oder Schwanz). Sie werden jedoch auch auf weniger übliche Begriffe wie Bürzel, Kloake oder Genick stoßen. Nehmen Sie sich die Zeit, um die Namen aller Körperteile zu lernen.

Der Zitronenwaldsänger hat einen gelben Kopf, einen grünen Rücken und graue Flügel

Die Musterung findet sich in vielen Vogelnamen wieder. Dies gilt umso mehr für die Tropen, wo es besonders viele Spezies gibt. Einige Beispiele hierfür sind “Rotkopf”, “Gelbbürzel” oder “Blauflügel”, die Teile einiger Namen ausmachen. Im Fall der Musterung wären “Marmorkehl”, “Streifenbrust” oder “Wellen” als Beispiele anzubringen. Werden solche Eigenschaften für die Bezeichnung einer Vogelart verwendet, handelt es sich zumeist um besonders auffällige Musterungen oder Farben, die bei der Vogelbestimmung behilflich sein können. Bereits drei spezielle Eigenschaften reichen in der Regel aus, um einen Vogel zu identifizieren. Beginnen Sie bei herkömmlichen Vögeln und überlegen Sie, welche besonderen Eigenschaften sie von anderen Arten unterscheiden.

Der Fichtenwaldsänger hat gestreifte Seiten

Lassen Sie uns zu guter Letzt noch auf die Gruppierung von Vögeln zu sprechen kommen. Vogelarten werden in 40 Ordnungen eingeteilt. Eine dieser Ordnung lautet beispielsweise Sperlingsvögel (bzw. Singvögel), zu denen gut 60% aller Vogelarten zählen. Die erste bedeutende Unterteilung der Vögel erfolgt also zwischen Sperlingsvögeln (Singvögeln) und entsprechenden Nicht-Singvögeln. Zu den Singvögeln zählen Wobbler, Fliegenfänger, Finken, Drosseln, Krähen, Amseln, Vireos, Zaunkönige und Schwalben. Jeder kleine Vogel, der singt, ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein Singvogel. Nicht-Singvögel sind schwieriger einzuordnen, umfassen jedoch die meisten größeren Vögel, Seevögel, Wasservögel, Raubvögel sowie zahlreiche andere Arten wie Kuckuck, Tauben, Eisvogel etc. Wenn Sie wissen, was ein Singvogel ist, können Sie sich viel Zeit bei der Vogelbestimmung sparen.

Die Baltimoretrupial ist ein Singvogel

Die gut 40 Ordnungen der Vögel werden desweiteren in Familien eingeteilt. Sieht ein erfahrener Vogelbeobachter einen neuen Vogel, wird er diesen zunächst in eine Familie einordnen wollen. Es gibt zurzeit etwa 250 bekannte Vogelfamilien, wovon sich weniger als 100 in den USA befinden. Einige dieser Familien wie die Taube, der Kuckuck oder Kolibri sind recht offensichtlich. Andere sind schwieriger auseinanderzuhalten. Manchmal können sich sehr ähnlich sehende Vögel in völlig anderen Familien befinden (z. B. Schwalben und Mauersegler oder Falken und Habichte. Versuchen Sie bei der Vogelbeobachtung, Ähnlichkeiten innerhalb einer Familie zu erkennen und welche Eigenschaften sie von ähnlich aussehenden Familien unterscheiden. Mauersegler fliegen in der Regel schnell und direkt, wohingegen Schwalben langsamer sind und kein bestimmtes Ziel zu haben scheinen. Falken sind in der Regel kleiner als Habichte und haben spitzere Flügel im Flug. Je mehr Sie Ihren Vogelratgeber verwenden, umso besser werden Sie die verschiedenen Familien einzuordnen wissen. Vielleicht erinnern Sie sich so an die Enten zu Beginn, an die Spatzen am Ende oder an die Spechte in der Mitte. Dies wird Ihnen viel Zeit im Umgang mit dem Ratgeber sparen.

Die Vertreter der Familie der Rallenvögel (z. B. dieses Sumpfhuhn) verfügen über robuste Körper, sind still und sind in der Nähe von Gewässern anzutreffen

Es gilt jedoch noch, einige andere Dinge im Hinterkopf zu behalten. Nicht alle Vertreter einer Spezies sehen identisch aus. Oftmals haben die beiden Geschlechter eine unterschiedliche Fiederung. Dies wird als sexueller Dimorphismus bezeichnet. Die Männchen sind in der Regel bunter und attraktiver (mit einigen wenigen Ausnahmen). Viele Vögel wechseln zur Brutzeit ihr Gefieder, wodurch sie einfacher zu bestimmen sind. Junge Vögel können ebenso anders aussehen, wobei sie jedoch oftmals wie Weibchen aussehen. Darüber hinaus wandern viele Vögel und sind nicht ganzjährig an einem Ort vertreten. In Nordamerika bietet sich der Frühling an, wenn die Bäume voller bunter Schwirle sind.

Männchen und Weibchen der Tigerwaldsänger